Segelreise 2016 (Teil 2)

Was bisher geschah …

Teil 1: Tag 0 – 1

Tag 2

Klintholm

Der Deutsche Wetterdienst Hamburg bestätigte, was wir vermutet haben. Der Wind steht ungünstig, so dass wir es wahrscheinlich nicht wie nach Plan nach Göteborg schaffen werden, ohne ausgiebig vom Motor Gebrauch zu machen. Unser neues Ziel ist deshalb Malmö und dann sehen wir weiter.

Bevor es heute losging mussten noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden. Ich war für das Pumpen des Gases verantwortlich. So konnte ich auch mal den Maschinenraum der Pippilotta sehen.

Den Start habe ich vom Naviraum aus erlebt, da jemand gesucht wurde, der sich mit Technik und Strom und so Zeugs auskennt. Das war etwas vage, aber anscheinend war ich der richtige dafür. Konkret sollte ich einen stationären Computer klarmachen und darauf Seekarten installieren sowie GPS und AIS einrichten. Hat alles geklappt.

Auf See wurden wir vom Regen überrascht. Der kam zusammen mit einem Baby-Tornado, wie der Kapitän ihn nannte. Das ganze war schnell wieder vorbei, sorgte aber einiges an Aufregung. Danach kam Sonnenschein, den die ganz harten für eine Badepause nutzten.

Gegen 17 Uhr legten wir am Hafen von Klintholm an. Schöner Hafen, schöne Strände, schöne Schiffe, aber die Pippilotta ist sowieso die schönste. Das ist klar. Morgen geht’s weiter.

Tag 3

Rødvig

Heute hatten wir ziemliche Flaute. Unsere Geschwindigkeit erreichte ohne Motor maximal 3 Knoten, meist war es aber weniger. Teilweise war die Strömung von vorne so groß, dass wir standen. Dementsprechend lässig ging es heute zur Sache. Manch einer nutzte die Zeit um zu angeln. Es wurde sogar ein dicker Dorsch gefangen. Außerdem gab es am Nachmittag Zimtschnecken. Himmlisch!

Wir passierten die Kreidefelsen von Møn. Der Anblick war spektakulär. Am späten Nachmittag schmissen wir dann den Motor an, um den Hafen von Rødvig zu erreichen. Das Anlegen war Millimeterarbeit, da hier ziemliche Enge herrschte.

Nach dem Anlegen bat mich der Kapitän noch einmal um Hilfe mit ein paar Coputersachen. Zwei von drei konnte ich lösen, den Rest hoffentlich morgen.

Rødvog ist ziemlich schön. Wegen der Nähe zu Kopenhagen überlegen wir, hier einen Tag zu bleiben und morgen Nacht erst weiter zu fahren. Nachtsegeln wollen wir unbedingt noch.

Tag 4

Køge

Planänderung. Wegen der Enge zwischen Køge Bucht und Øresund und dem dementsprechenden Schiffsverkehr dort wäre es unsinnig gewesen, das in der Nacht in Angriff zu nehmen. Wir legten deshalb gleich nach dem Frühstück ab und segelten ohne große Vorkommnisse nach Køge. Hier gibt es hinter uns eine Destillerie und vor uns einen Guinness-Pub, der sich allerdings bei genauerem Hinsehen als Party-Location für Teeny-Touris entpuppte. Touris sind wir natürlich nicht, sondern eisenharte Seemänner und -frauen.

So ganz ohne Ereignisse war der Tag dann aber doch nicht. Ich habe heute den Roman „Unternehmer“ von Matthias Nawrat ausgelesen. Ich las ihn auf die Empfehlung von Bov Bjerg, die er in einem Interview über seinen Roman „Auerhaus“ ausgesprochen hatte. Auerhaus ist toll und Unternehmer hat mir auch sehr gefallen. Es geht um eine Familie, die versucht, im kaputten Deutschland der Zukunft zu überleben. Die Geschichte ist aus der Sicht der 13jährigen Lipa geschrieben und dementsprechend lakonisch erzählt. Das Erwachsenwerden und die Werktätigkeit sind zentrale Themen. Es ist einfach wunderbar und oft auch erschütternd. Ich lasse den Roman mal wandern, vielleicht liest ihn noch jemand.

Autor: Stefan

Japanologe, Deutsch-als-Fremdsprachler, Blogger, Schatzsucher. Hobbys sind Lesen, Gucken und Machen.

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