Neulich flog mir ein Storch durchs Fenster. Überrascht fragte ich mich, was er hier wolle. Statt eines Kinderbeutels hatte er ein gebrochenes Bein, sprich: Bruchlandung. Was macht man nun mit einem gebrochenen Storch? Stabilisieren und hinstellen? Meine Wohnung ist so flach, da kann der gar nicht stehen. Er müsste quasi im Sturzflug durchs Fenster gerammelt sein. Wer macht denn sowas? Egal, ich musste handeln, hab schließlich noch nie einen Vogel in meinem Wohnzimmer verenden lassen. Schritt 1: Atmung checken. Atmung ist in Ordnung. Schritt 2: Helm abnehmen. Das war einfach, da der Storch unverantworlicher Weise nie mit Helm flog. Da kann man jetzt denken: Das hat er nun davon, aber Mensch, das ist ein Vogel. Der hat doch gar kein Sicherheitsbewusstsein. Schritt 3: Stabile Seitenlage. Ich gebe zu, das war der schwierigste Teil. Schreibt man jemanden zu, er habe Storchenbeine, ist das kein Kompliment. Stichwort Stelzen. Nun wurde der Vergleich zur Realität. Ihr könnt mir glauben, das war nicht einfach. So ein Storchenbein hat auch mindestens ein Storchenknie. Und wie herum sich das beugen kann war in dem Fall „Trial and Error“, also mehr Probieren als Studieren. Die Sache mit Arm hinter den Rücken musste ich wegen Geflügel überspringen. Zuletzt legte ich den Storchenkopf auf seine Schulter. EIgentlich müsste ich man statt Kopf Storchenschnabel sagen, schließlich ist der ja um ein Vielfaches größer. Ich dachte fast Schrumpelkopf mit Flüstertüte. Ich fragte mich, was ich noch tun könnte und erinnerte mich an meinen Erste-Hilfe-Kurs vor X Jahren. Hatte ich etwas vergessen oder konnte ich endlich 112 wählen? Nicht, dass ich mir vorwerfen muss, nicht genug lebensrettende Sofortmaßnahmen getätigt zu haben. Schritt 1, 2, 3 … waren das nicht alle guten Dinge? Also weiter gings mit dem Notarzt und ich muss wirklich hervorheben, wie schnell die kamen. Genauso, wie man sich das vorstellt, mit Blaulich und allem. Und so schnell waren sie auch wieder weg, genauso wie man sich das vorstellt, mit Blaulicht und allem. Guten Gewissens ging ich ins Bett. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war mir schweinekalt. Klar beim kaputten Fenster. Ich rief die Handwerker und nach drei Tagen standen zwei Vögel vor meiner Tür, genauso wie man sich das immer vorstellt…