Es ist wieder so weit. Der Reformationstag steht vor der Tür, vielen auch bekannt unter dem Namen Halloween. Einer uralten Legende zufolge soll ein Theologieprofessor im Jahr 1517 einen Zettel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben, allerdings war für die meisten Menschen unklar, was auf diesem geschrieben stand, da der Text in lateinischer Schrift verfasst war. Nach neuesten Erkenntnissen handelte es sich dabei um den Satz „Trick vel agere“. Übersetzt um drei Ecken heißt das soviel wie „Süßes oder Saures“. Lange wurde überlegt, was der Professor mit dieser Drohung wohl meinte. Zeitzeugen zufolge, soll sich noch in der Nacht des 31.10.1517 folgendes abgespielt haben: Auf Grund einer damaligen Überproduktion an Kürbissen hat Jakob Laterna, der Gärtner der Kirche beschlossen, einen Großteil der Ernte zu verschenken. Da er wusste, dass Kürbisse nicht sonderlich beliebt waren – Kürbissuppe oder Kürbisbonbons kamen bei niemandem gut an – musste er sich etwas einfallen lassen. So schälte er Gesichter in die Gewächse, nicht zuletzt auch um subversiv einige Vertreter der römisch-katholischen Kirche anzuprangern, was an dieser Stelle allerdings zu weit führen würde. Der Gärtner legte seine Kürbisse nachts vor die Tür der Schlosskirche und stellte am Morgen fest, dass sein Plan voll aufging. Die Kürbisse waren alle weg und zierten nun die Wittenberger Häuser. Dies muss auch dem Professor gefallen haben, denn von seinen sauren Konsequenzen wurde der Gärtner verschont. Historiker waren sich lange nicht sicher, wie die Folgen ausgesehen hätten. Die These, dass in den Briefkasten der Schlosskirche Sirup gegossen worden wäre, konnte nicht bestätigt werden, hält sich aber immer noch hartnäckig. Die Angst vor dem Ungewissen blieb bis heute bestehen, was auch ein Flugblatt aus dem 16. Jahrhundert zeigt.
Jakob Laterna ging in die Geschichte ein. Er war es, der das Ansehen der Kürbisse nachhaltig mit einem Imagewechsel von der ungenießbaren Zutat zum saisonalen Wohnaccessoire prägte. Bis heute wird so der Reformationstag auf der ganzen Welt gefeiert. Kinder wandern in der Nacht vom 31. Oktober zum ersten November durch die Nachbarschaft und rufen „Süßes oder Saures“ in der Hoffnung, ihre Alditüten mit allerhand Leckereien gefüllt zu bekommen. Dazu verkleiden sie sich beispielsweise als Skelett, Hexe oder Kürbis, um den Menschen Angst einzujagen. Es empfiehlt sich daher immer etwas Süßes zuhause zu haben. Auch ich habe soeben eine Tüte mit Brausepulver gefüllter Lollies gekauft, nicht zuletzt im Interesse meines Briefkastens. Dass diese im Grunde eher sauer sind, ist meine Art, subversiv gegen… aber lassen wir das.