Mein Tatortwissen

Tatort. Das ist eine deutsche Institution. Das ist wie die Tagesschau, das wird geguckt. Tatort gab es schon immer und Tatort wird es ewig geben.
Das hört sich ein bisschen so an wie der Stoff aus dem Religionen sind. Ich frage mich jetzt unweigerlich: Wann war der erste Tatort? War der vor oder nach der Erfindung des Fernsehens? War der in Stein gemeißelt oder auf Papyrus geschrieben? Und: War der mit Schimanski?
Tatort, das ist für mich Halbwissen. Ich weiß nicht viel darüber, außer dass das meine Eltern oft geschaut haben. Das kam aus „dem Westen“. Bei uns gab es dafür Polizeiruf 110 und das gibt es heute auch noch, wohl irgendwie abwechselnd. Ich habe mich immer gefragt, wie man das ausspricht. „Polizeiruf einseinsnull“ oder „Polizeiruf hundertzehn“?
Tatort hatte für mich immer etwas altbackenes an sich. Etwas schwer zu beschreibendes, ja etwas, das für eine andere Generation gemacht ist. Mittlerweile gibt es doch Thrillerüberschuss aus allen Ländern, da muss man doch keinen Tatort mehr gucken, war meine Divise. Dann habe ich vor ein paar Jahren beobachtet, dass doch mehr Leute in meinem Umfeld Tatort gucken als gedacht. Ja da wird sich sogar in Kneipen zum Public Viewing getroffen! Ist das wieder so ein Hipster-Ding, das irgendwie ironisch sein soll bis man gar nicht merkt, dass das, über das man sich doch eigentlich lächerlich machen wollte, einem auf einmal gefällt? Quasi ein sonntaglicher Oberlippenbart um 20:15 Uhr?
Tatort… irgendwie faszinierend, trotzdem nur Halbwissen meinerseits. In vielen Städten wird ermittelt, hier sind die Ermittler gut, das musst du sehen, da ist’s irgendwie komisch, weil man die Leute nicht versteht. Am Ende wird dann in den sozialen Netzwerken darüber hergezogen.

Tatort habe ich bis heute zweimal gesehen. Im ersten ging es darum, dass eine Ziege Haarproben gefressen hat und die irgendwie wieder aus der Ziege geholt werden mussten. Fand ich ganz witzig. Der zweite war gestern.
Tatort mit Til Schweiger, das ist auch an mir nicht vorbei gegangen. Vorher noch einen kurzen Blick auf das Bullshit-Bingo von Lorenz Meyer geworfen und schon ging es los. Der erste Satz war schon ein Volltreffer („Fuck!“) und leitete eine unterhaltsame, für meinen Geschmack etwas trashige Episode ein. Es gab Geballer, einen Schlag mit der Bratpfanne, kaputte Eier und eine spektakuläre Verfolgungsjagd (Mann verfolgt Auto, Auto verliert). Ich bin kein Tatort-Experte und kenne nicht das Große Ganze, deshalb kann ich diese Folge nur schwer einschätzen. Ich fand auch Til Schweiger als John McClane ganz gut, muss ich gestehen, wobei mir gerade zum Schluss ein Song von One Republic gefehlt hat. Ich freue mich schon auf das Lesen der Kritiken, zu dem ich bis jetzt noch nicht gekommen bin. Ich frage mich, was alte Tatorthasen dazu zu sagen haben. Ist eigentlich ein Remake mit Liam Neeson geplant?

Autor: Stefan

Japanologe, Deutsch-als-Fremdsprachler, Blogger, Schatzsucher. Hobbys sind Lesen, Gucken und Machen.

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