Vor ein paar Tagen war ich mit Freunden und Freundesfreunden auf Segelreise in der Dänischen Südsee. Jeden Abend schrieb ich auf, was so passiert ist. Es folgt der erste von zwei Teilen.
Tag 0
Heute sind wir von Berlin nach Kiel und von Kiel nach Kappeln gefahren. Hier liegt das Segelschiff Pippilotta still im Hafen. Zusammen sind wir 17 Leute, die heute an Bord gingen. Unsere Kojen sind bezogen und nun heißt es Abendgestaltung. Wein, Bier und Cards Against Humanity, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Bevor wir morgen in See stechen und erfahren, wie es ist zu „segeln wie in alten Zeiten„, wird uns ein Supermarkt noch einige Sachen liefern, die wir vorher bestellt haben. Sprich: Vor allem Wasser, Bier und vegane Nahrungsmittel. Auch der Kapitän kommt erst morgen und zeigt uns elenden Landratten dann, was an Bord zu tun ist. Ich bin gespannt. Auf die Arbeit, auf die Leute, die ich nicht kenne und vor allem auf das Schiff auf hoher See. Morgen beginnt die Reise, die seit einem Jahr in Planung war und nun endlich Wirklichkeit wird.
Tag 1
Heute warteten wir noch auf die Lieferung vom Supermarkt. Kette bilden und Schiff beladen bis Pippilotta rund und voll war. Danach kam der Kapitän und nach einer kurzen Begrüßung hieß es „Leinen los“! Es dauerte nicht lange und wir sahen vor und hinter uns den Horizont. Auf hoher See wurden wir ins Hissen der Segel eingewiesen. Fasziniert lernte ich, was „Belegen“ heißt, auch wenn ich dachte, das hieße „Einmachen“. Ich hatte mir eine Eselsbrücke zurechtgelegt – etwas mit einem Brötchen, wobei ich Marmelade und Wurst vertauscht habe – die leider nicht gezündet hat. Im Grunde ist das Belegen einfach: Man nimmt ein Seil, sucht sich einen Nagel, bildet von unten beginnend eine Acht, dann rüber und wieder runter über Kreuz, dann eine Schlaufe bilden (funktioniert erst beim zweiten Mal, weil beim ersten Mal die Schlaufe immer verkehrtherum ist, quasi Naturgesetz), über den Nagel und dann festziehen, wobei Seil und Seil von der Acht (über Kreuz) parallel sein müssen. Klar soweit?
Außerdem lernten wir, was man tun soll, wenn das Schiff untergeht. Der Kapitän meinte, es gäbe gutes und schlechtes Untergehen. Für ersteres siehe Jack Sparrow, für zweiteres siehe Rose und Jack und Eisberg. Dann teilten wir uns in fünf Fünfergruppen ein. Alle zwei Stunden übernimmt ein anderes Team das Steuerrad und die Navigation. Spannend!
Jetzt haben wir auf Lyø angelegt. Kaum war ich an Land, habe ich den ersten Cache gefunden. Musste sein, ich hatte im Vorfeld zur Reise vorsorglich 1800 Caches auf mein GPS-Gerät gespeichert, da ich nicht wusste, wo genau die Reise hingeht, wegen Wind und so. Hier auf Lyø leben 98 Menschen. Wie so ein Leben aussieht, kann ich mir nur schwer vorstellen. Wahrscheinlich toll.
Tag 2
Heute bin ich 6:30 Uhr aufgestanden, um Lyø genauer zu erkunden. Das heißt, um vier Caches zu suchen, für die ich gestern keine Zeit hatte. So früh war auf der Insel menschlich nix los. Dafür habe ich zwei Hasen, drei Rehe, zwei Hunde, fünf Kühe und acht Schafe (inkl. ein schwarzes) gesehen. Und eine Brüllente oder so gehört.
Wieder an Bord haben wir Frühstück gemacht. 50 Brötchen und diverse Aufstriche später ging es wieder raus auf hohe See. Nachdem wir unsere Position ohne GPS bestimmt hatten, segelten wir noch einige Stunden weiter , bis wir eine Weile auf See stehen blieben.
Unser Ziel für heute war Skarø, wo wir gerade zusammensitzen. Die Insel hat 28 Einwohner, also genauso viel wie unsere Crew groß ist. Gerade sind wir von einer Erkundungstour im Gänsemarsch zurück gekommen. Gleich gibt es Essen, dann der Abwasch. Es folgt die Qual der Spielewahl zwischen Cards against Humanity, Hanabi und Fluxx. Quality Entertainment!
Tag 3
Essenstechnisch können wir uns nicht beschweren. Jeden Tag kümmert sich ein anderes Team um Frühstück und Abendbrot. Heute Morgen gab es Pfannkuchen und gerade eben wurde sogar gegrillt. Wir sitzen gerade bei selbstgemachtem Mexikaner in Lundeborg.
Am Tag war mein Team und ich für das Putzen des Messings an Bord verantwortlich. So lange – Zitat Kapitän – bis die Sonne im Zenit steht. Ganz so lange hat das nicht gedauert, aber das Wetter hätte es zugelassen. Heute schien fast den ganzen Tag die Sonne. Reinstes Rentnerselgelwetter. Dann haben wir noch navigiert, wobei wir zum großen Teil auf der Stelle standen, was aber nicht an unserer Navigierfähigkeit lag. Danach durften wir aber noch einparken, oder wie man das nennt. Ich habe noch keine entsprechende Eselsbrücke gefunden. Auf der Insel habe ich noch ein Museum besichtigt. Tour de Kultur!
Ein Gedanke zu „Segelreise 2014 (Teil 1)“