Je länger man über gewisse Sachen nachdenkt, desto seltsamer werden sie. Es gibt zum Beispiel gewisse Wörter, die immer komischer werden, je länger ich sie im Kopf habe. Gemüse ist so ein Wort. Gemüse Gemüse Gemüse. Was soll das? Ist das ein richtiges Wort oder habe ich mir das gerade ausgedacht? Und wenn nicht ich, wer dann? Oder Ersterbender. Neulich erst gelesen.
Eigennamen sind da natürlich noch eine Ecke schärfer. Ich habe da das Glück, aus Eberswalde zu kommen. Das hat als Wappen zwei Wildschweine und eine Eiche. Klare Sache, woher der Name kommt, da werden wirklich alle Fragen beantwortet, bevor man überhaupt welche stellen kann. Aber was ist mit Castrop-Rauxel? Vielleicht bin ich da ignorant, aber das kann ich mir nicht erklären. Nicht, das ich das müsste, ich frage mich das ja bei Leipzig oder so auch nicht. Trotzdem kann ich mich über Castrop-Rauxel nicht nicht wundern. Ich denke, Castrop klingt wie eine Firma in einer dystopischen Zukunft, die monopolmäßig alles kontrolliert. Rauxel hingegen hört sich für mich wie eine Art Nagetier an.
Als Teenager dachte ich immer, ich wäre der einzige, der ständig nachdenken muss. Ich dachte, ich wäre super speziell und das wäre Segen und Fluch zugleich. Wie sehr wünsche ich mir, meine Gedanken einmal abzuschalten und an gar nichts zu denken. Später habe ich dann gelernt, dass das wohl allen Menschen so geht, selbst den hohlsten. Das war ernüchternd und erleichternd und seitdem halte ich mich mit Sätzen, die mit „Bin ich der einzige, der …“ beginnen stark zurück. Im Internet lese ich das ständig, ja es gibt sogar die etablierte Abkürzung „DAE“ (Did anyone ever …). Die Antwort darauf ist immer nein, du bist nicht der einzige bzw. ja, irgendjemand sieht das genau wie du.
Apropos zu lange Gedanken machen. Ich wundere mich über Läden, die „Geschenke“ als Sortiment angeben. Was soll das sein? Sagt man sich, oh, XY hat Geburtstag und ich brauche noch ein Geschenk. Wo könnte ich besser eins bekommen als im Geschenkeladen? In so einem Laden kann mich alles und nichts erwarten, denn alles kann ein Geschenk sein. Meistens gibt es aber Schnulli. Man sollte sie in Schnulliläden umbenennen. Geschenke ist so nichtssagend. Schlimmer ist nur noch „Blumen und Geschenke“ oder „Geschenke und Getränke“. In diesem Läden bestehen die Geschenke wiederum aus Blumen oder Getränke. Das wäre so, als würde ein Supermarkt „Lebensmittel und Gemüse“ anpreisen. Bin ich der einzige, der so darüber denkt?