Was bisher geschah …
Teil 1: Tag 0 – 2 (Kappeln – Lyø – Lohals)
Teil 2: Tag 3 – 5 (Lohals – Nyborg – Skælskør – Bandholm)
Teil 3: Tag 6 – 8 (Bandholm – N 55° 02.098 | E 011° 47.871 – Karrebæksminde – Korsør)
Teil 4: Tag 9 – 11 (Korsør – Lundeborg – Søby – Skarø)
Tag 12 – von Skarø nach Marstal
Heute Morgen sind einige von uns mit der Fähre nach Svendborg gefahren, um Fisch zu kaufen. Das war nötig, weil für heute Abend ein Captain’s Dinner geplant war. Das bedeutet, dass sich heute die eigentliche Crew der Pippilotta, also Kapitän, Kapitänin und Bootsmann, um die Zubereitung und das Servieren des Abendessens kümmerten.
Wir hatten bisher immer sehr gutes Essen, aber was beim Captain’s Dinner abgefeuert wurde, war phänomenal. Es gab Pellkartoffeln, Gemüse und mehrere Gänge Fisch, darunter Scholle, Dorsch und Lachs. Angestoßen wurde mit Weißwein, Bier und Aquavit. Durch das Dinner führte der Kapitän stilecht mit Mütze, Augenklappe und Riesenkochlöffel. Auch wir haben uns natürlich alle schick gemacht.
Nach dem Captain’s Dinner wurden Urkunden verliehen. Wir haben uns bereits vor der Segelreise Fragen ausgedacht und daraus eine Umfrage gemacht, die den ganzen Tag über lief. Die Fragen waren:
- Wer hat am besten gekocht?
- Wer hat am coolsten in den Sonnenuntergang geguckt?
- Wer ist am elegantesten die Salon-Treppe runtergegangen?
- Wer ist am besten angezogen?
- Wer hat am leisesten geschlafen?
- Wer ist am höchsten geklettert?
- Wer hat die interessanteste Geschichte erzählt?
- Wer hat die meisten Spiele gewonnen?
- Wer hat am besten gesteuert?
- Wer ist am braunsten geworden?
- Wer hat die außergewöhnlichste Kopfbedeckung getragen?
- Wer ist am schönsten ins Wasser gesprungen?
- Wer hat für den größten Lacher gesorgt?
- Wer ist am hilfsbereitesten gewesen?
- Wer hat für die beste Kinderbetreuung gesorgt?
Die Ergebnisse hatte ich am Abend ausgezählt und die Urkunden (die auch vorher schon vorbereitet wurden) feierlich verteilt. Die Urkunde für das Erzählen der interessantesten Geschichte ging natürlich an den Kapitän, der zum Dank auch noch eine garantiert wahre Geschichte erzählt hat. Es ging darum, wie er seine Narben bekommen hat, aber diese Geschichte gehört nicht hier her. Sie gehört zu dem Kapitän, denn nur er kann sie erzählen. Ansonsten wäre sie nicht wahr.
Das wäre der ideale Abschlusssatz gewesen, aber dem Aquavit sei Dank passierte noch mehr. Hier nur die Zusammenfassung: Es wurde vor Bushaltestellen herumgelungert, es wurden Knöchel verstaucht. Es wurden fremde Schiffe bestiegen und es wurden sehr viele Liegestütze gemacht. Am meisten wurde aber dummes Zeug geredet. Es war eine schöne Nacht.
Tag 13 – von Marstal nach Bagenkop
Heute Vormittag gab es vom Kapitän eine Führung durch Marstal, das heißt genauer gesagt durch den Hafen und Umgebung. Hier haben wir erfahren, wie die Hafenmauer gebaut wurde – 16 Jahre lang Stein für Stein – und wie hier Holzschiffe gebaut und ins Meer gelassen wurden. Ein Schiff, das gerade komplett restauriert wird, konnten wir sogar begehen. Das alles war sehr interessant und da ich die Führung vor vier Jahren nicht mitgemacht habe, hat es mich sehr gefreut, diesmal dabei gewesen zu sein.
Nach der Führung legten wir ab und fuhren nach Bagenkop. Heute waren wir alle ziemlich faul, daher kann ich zur Fahrt nicht viel sagen. Ich habe entweder geschlafen oder gelesen.
Auch in Bagenkop waren wir vor vier Jahren schon, und zwar direkt nach der See-Hochzeit. Das weckt natürlich schöne Erinnerungen (ich nehme an auch für das Brautpaar).
Zum Abendessen gab es allerhand Reste, z.B. Linsen oder Jagdwurst. Auch das war wieder lecker. Man merkt allerdings, dass es der letzte Abend ist. Die meisten Gespräche handeln davon und wir müssen uns langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass wir morgen wieder im echten Leben angekommen sein werden.
Tag 14 – von Bagenkop nach Kappeln
Als die meisten heute aufgestanden sind, fuhren wir schon. Es ging nämlich bereits um 7 Uhr los Richtung Kappeln. Frühstück gab es wie gewohnt um 9 Uhr, doch danach wurde damit angefangen, klar Schiff zu machen. Im Grunde haben wir gleichzeitig das ganze Schiff geputzt – jeder hatte eine Aufgabe, ich habe z.B. Fenster geputzt – und unsere Sachen gepackt sowie alle Lebensmittel und Flaschen an Deck gebracht. Es ist nicht so viel Essen übrig geblieben, aber so zwei drei Pfandflaschen haben sich über die zwei Wochen schon angesammelt – wohl gemerkt aber nicht so viel wie in den letzten Jahren. Wir werden wohl auch nicht jünger.
Vor Kappeln war mächtig viel Verkehr auf dem Wasser und das muss schon ein lustiger Anblick gewesen sein, wie wir da so zwischen den Bierkisten an Deck herumwuselten. Dass jeder was zu tun hatte, ließ uns auch kurz vergessen, dass es eigentlich schon wieder fast vorbei ist. Die Erinnerung daran kam bei mir zumindest dann schlagartig, nachdem wir angelegt hatten.
In Kappeln haben wir dann noch wunderschöne Gruppenfotos gemacht und die ein oder anderen Tränen wurden verdrückt. Danach hieß es, das Schiff leer räumen und verabschieden. So ist das leider und es muss dazugehören, dass das etwas traurig ist, ansonsten wären die Tage davor ja auch nicht so schön. Wir sehen uns alle auch sicherlich wieder, spätestens nach zwei Jahren.
Alles in allem war das wieder mal eine sehr schöne Segelreise. Es ist nicht selbstverständlich, das machen zu können – vor allem mit so vielen Freunden und Freundinnen und natürlich auch mit einer so tollen Pippilotta-Crew. Dass wir das so regelmäßig auf die Reihe bekommen, ist einfach wunderbar.
Ich bedanke mich auch bei allen, die Zeit gefunden haben, das hier zu lesen und Freude daran gefunden haben. Eigentlich wollte ich diesmal kein Logbuch schreiben. Als mir allerdings am ersten Tag schon jemand sagte, er freue sich schon darauf, das später zu lesen, war mir klar, dass ich das doch machen wollte. Einer reicht ja manchmal schon aus.