Tja, so kann’s gehen. Vor ein paar Tagen habe ich noch über die Sinn- und Unsinnigkeiten von Jahresrückblicken auf dieser Seite hier geschrieben und jetzt versuche ich mich erneut an so etwas. Der Twist: Ich mache es an Bildern fest, die ich dieses Jahr gemacht habe. Das kann klappen, kann aber auch schief gehen. Es ist ein Experiment.
Ein Klick auf die Bilder macht sie größer (falls das meine Mutter liest 😘).
Oktober
Tja, was soll man sagen. Trotz Pandemie und allen Vorsichtsmaßnahmen, die damit zusammenhängen, sollte die Segelreise nicht der letzte Trip dieses Jahr gewesen sein. Im Oktober fuhr ich mit meinem Schwiegervater an die Ostsee, um ein Jazz-Konzert von Jan Garbarek und Band in Ahlbeck zu sehen. Wir haben die Möglichkeit genutzt und sind gleich noch ein bisschen in Swinemünde geblieben. Das war sehr schön und es wird definitiv nicht mein letzter Besuch in Swinemünde gewesen sein.
Der Oktober hielt noch weitere Überraschungen parat. Relativ spontan haben meine Freundin und ich uns überlegt, wo und wie man noch ein paar Tage Urlaub verbringen kann. Wir haben zuerst nach Hausbooten gesucht, aber dafür war das Wetter im Oktober zu ungewiss. Wir sind dann relativ schnell auf Tiny Houses gekommen und hatten das Glück, dass es in Wertheim – das liegt am Main mehr oder weniger am nördlichen Zipfel des Taubertals – noch freie Unterkünfte gab. Wir haben uns dazu entschieden, in einem ausgebauten Frachtcontainer zu wohnen und das war toll. Tagsüber haben wir den Ort und die Romantische Straße unsicher gemacht. Es gab fantastische Ausblicke, viele Weinberge, noch mehr Äpfel und ein umgedrehtes Haus.
Auf dem Rückweg hielten wir in Leipzig, um endlich mal wieder Freunde zu besuchen. Auch das war wundervoll. Das Bild stammt von der Leipziger Kleinmesse, die ich, als ich noch in Leipzig gewohnt habe, so gut wie nie besucht habe. Es gab hier einen Parkour, bei dem man wie in einer Geisterbahn unterwegs war, dabei aber Videospielfiguren abschießen musste. Unter anderem musste man Prinzessin Peach einen Kopfschuss verpassen, das war etwas komisch. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass man es mit Copyright auf solchen Rummeln nicht allzu genau nimmt. Überall erinnern Airbrushbilder an Disney, ohne Disney zu sein, und man scheint von den Motiven her Anfang der 90er hängen geblieben zu sein, aber das macht für mich auch den Reiz aus. In Leipzig konnte ich auch das machen, was ich früher mindestens jeden Monat gemacht habe: durch die Buchläden tingeln. Das fühlte sich so gut an, vor allem, weil es wieder einen Zweitausendeins gibt!
November
Nach den vielen Ausflügen ging es weiter wie die Monate davor: Ich blieb zuhause. Hin und wieder färbt sich der Himmel rot, dann ist mein Ausblick noch schöner als sonst. Sollte das ein Zeichen sein für die Dinge, die noch kommen?
Im Einkaufszentrum um die Ecke wurden wieder die Weihnachtsmänner rausgeholt. Es kommt auf dem Bild nicht so gut rüber, aber stellt euch den Knaben in mehrfacher Ausführung vor und sich bewegend, wie im ersten Teil von Chucky. Auch die Augen wandern wie ein Uhrwerk hin und her. Woanders bezeichnet man das als Uncanny Valley.
Ich hab’s geahnt, der rote Himmel war ein Vorbote. Was ich erst als normale Herbstverrotztheit eingeschätzt habe, war dann doch Good Old Corona. Angefangen hat es mit dreitägiger Schlaflosigkeit, aber ausschlaggebend war etwas später der Geschmacksverlust. Die Schnelltests zeigten ein positives Ergebnis und auch der PCR-Test war eindeutig. Als von dem das Ergebnis kam, war ich schon wieder mehr oder weniger symptomfrei, da mein Verlauf relativ mild war. Das ist eigentlich das, was ich mir gewünscht habe, wenn es mich erwischen sollte. Dass es mich überhaupt erwischt hat, ist allerdings kurios, da ich schon mein Leben lang Social Distancing betreibe. Die Urlaube waren länger her und ich habe mich fast nur zwischen Supermarkt und Wohnung bewegt. Vielleicht hat mich auch jemand beim Spazierengehen angeniest, wer weiß. Es ist müßig, darüber nachzudenken. Für mich bedeutete das häusliche Isolation, also eigentlich nix Neues.
Dezember
Die Isolation war pünktlich zum heftigen Schneefall in Berlin vorbei. Das heißt es ging raus in die Wuhlheide, an einem Vormittag wo kaum ein Mensch unterwegs war. Das reicht manchmal schon, um die Akkus wieder aufzuladen.
Weihnachten habe ich bei der Familie in Eberswalde verbracht. Das ist Tradition und hat auch gutgetan. Drinnen habe ich den Baum geschmückt und draußen war es klirrend kalt und Schnee gab es auch. Deshalb bin ich ein bisschen durch den bezaubernden märkischen Wald zum Oder-Havel-Kanal gelaufen. Der war einfach wunderschön, ihr seht’s oben.
2021 und auch schon das Jahr davor war anstrengend, was hauptsächlich an der vielen Arbeit und an den fehlenden Veranstaltungen liegt. Es gibt zu viele Idioten und ich bin zeitweise fast wahnsinnig geworden. Es gibt Sachen, die das teilweise kompensieren können, allerdings musste ich das erst lernen. Tagesausflüge, sich frei nehmen oder einfach mal vor die Tür gehen gehören dazu. Für mich gehört aber auch dazu, öfter mal zum Buch als zum Handy zu greifen, auch wenn das eine Binsenweisheit sondergleichen ist und ich das eigentlich schon oft genug mache, aber ich schreibe es hier auch für mich, um mich selbst daran zu erinnern, wie wichtig das ist. Oder Sport treiben. Oder zur Ukulele greifen, die ich mir im Anflug von „oh nein ich brauche irgendwas Neues“ gekauft habe. Jeden Tag mindestens eine Minute üben, hieß es irgendwo und ich sage euch: Es stimmt! Oder einfach nur eine Sache machen und nicht drei gleichzeitig. Oder etwas für diese Seite schreiben.