Ich am Strand

Na? Erinnert ihr euch noch an das hier?

Ein Kurzurlaub soll es sein. Vier Tage polnische Ostsee, spontan gebucht. (…) Nur sitze ich leider nicht an der Ostsee, sondern zu Hause, genau genommen in häuslicher Isolation.

Ja, er lebt noch! (www.toastblog.de, 07.12.2021)

Es ist tatsächlich passiert. Ich hatte schon Ende letzten Jahres vor, ein paar Tage alleine an der polnischen Ostsee zu verbringen, aber Covid hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt war es aber soweit und ich verbrachte insgesamt 4 Tage in Swinemünde bzw. Świnoujście. Die Gründe dafür haben sich nicht geändert. Ich wollte mal kurz dem Alltag entfliehen. Es war das erste Mal, dass ich alleine Urlaub gemacht habe. Ich war natürlich schon oft ein paar Tage alleine unterwegs, aber das war dann doch immer mit einem bestimmten Anlass verbunden: Konzert oder Wrestling hier, Arbeit da. Alleine in den Urlaub zu fahren (wenn auch nur relativ kurz) war jedenfalls neu für mich.

Vorgenommen hatte ich mir eigentlich nur, am Strand zu sitzen, viel zu lesen, spazieren zu gehen und mir nichts weiter vorzunehmen. Ob das wohl geklappt hat?

Swinemünde ist eine überschaubare Stadt. Man kann im direkten Vergleich zu Orten in der Nähe wie Ahlbeck oder Heringsdorf relativ günstig Unterkünfte mieten, die dann auch noch gut liegen. Vom Bahnhof bis zur Wohnung waren es zu Fuß drei Minuten, zum Strand 15 Minuten. Ich kannte den Ort schon vom letzten Jahr, also kam ich da als Experte und Auskenner an.

Den ersten Tag habe ich gleich genutzt und meine Idealvorstellung real werden lassen: Raus aus der Bude, rein in den Żabka, IPA und Reese’s gekauft, ab zum Strand und Buch ausgepackt. Es war herrlich. Dieses Modell sollte sich die nächsten Tage auch noch weiter durchsetzen.

Der Weg zum Strand ging an einem „Polenmarkt“ vorbei und ich hatte die ganzen Tage das Verlangen, mir das geschmackloseste Badetuch zu kaufen, das ich finden konnte. Ich schwankte zwischen Airbrush-Sonnenuntergang und Paw Patrol, aber am Ende habe ich keines davon genommen. War vielleicht auch besser so.

So ging das die Tage weiter. Ich werde euch jetzt nicht mit einem ausführlichen Reisebericht langweilen. Ein paar Sachen sind aber noch erwähnenswert.

An einem Tag wanderte ich den Strand entlang von Swinemünde nach Ahlbeck. Das sind quasi Nachbarorte in Polen und Deutschland. Die ganze Zeit am Strand entlang zu laufen war sehr schön. Da ich relativ früh losgegangen war, waren nur wenige Menschen unterwegs. Ein Paar mit einem Dackel blieb mir irgendwie in Erinnerung, denn der lief den beiden immer hinterher, was sie sichtlich genervt hat. Es gab konstant Rufe wie „Voran, Anton!“ oder „Anton! Voran läuft der Hund!“, was mich irgendwie an „Hausmeister Krause“ erinnert hat („Alles für den Dackel, alles für den Club“). Nur trägt die deutsche Ordnung nicht mehr Cordhut, sondern The North Face und Wellensteyn. Ich schweife ab. Der Weg nach Ahlbeck war toll. So toll, dass ich mir dachte: Hey, geh doch noch weiter nach Heringsdorf auf die Seebrücke und von dort aus wieder nach Ahlbeck, denn dort gibt’s ja auch eine Seebrücke.

Kurzer Bruch: In Ahlbeck sind mir sehr viele ukrainische Flaggen aufgefallen. Die Solidarität zur Ukraine fand ich bemerkenswert. Ich selbst frage mich oft, was ich tun kann und versuche durch meine Arbeit und Spenden zu helfen. Falls ihr bis hierhin mitgelesen habt: Ich stelle Armbänder in den Farben Blau und Gelb her. Sie sehen so aus und sind individuell verstellbar. Wenn ich euch eins anfertigen soll, schreibt mir (am besten über Instagram-Direktnachricht), dann bekommt ihr die von mir kostenlos zugeschickt. Es wäre schön, wenn ihr dafür etwas für das Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) und die Aktion Deutschland Hilft oder eine ähnliche Organisation spendet.

Zurück bin ich dann die ganze Zeit die Strandpromenade entlang gelaufen.

Apropos Strandpromenade: Mir ist aufgefallen, dass es in Świnoujście alle paar Meter auf der Promenade Livemusik gibt. Das fand ich angenehm, ich war aber auch im Urlaubsmodus. Gespielt wurden vor allem Coverversionen englischsprachiger Popsongs mit starkem polnischen Akzent. Vor allem „Shallow“ von Lady Gaga und Bradley Cooper wurde wirklich inflationär oft gespielt. Das fand ich sehr charmant. Ich wollte weiter der Musik lauschen und dabei was essen, deshalb suchte ich mir ein Restaurant. Ich habe hier gemerkt, dass ich jedoch wieder Biberbus-Vibes bekomme und immer unsicherer wurde: Ist alleine im Restaurant sitzen nicht seltsam? Brauche ich Złoty? Versteht die Bedienung mich überhaupt? Und vor allem: Wie mache ich mich bemerkbar, wenn ich zahlen will? Das ist alles ganz normal, aber ich bin bei so etwas ziemlich unsicher und lass es dann meistens bleiben. Diesmal konnte ich meinen Schweinehund allerdings überwinden und nach 4x dran vorbeigehen saß ich dann im Restaurant, hab was bestellt und während ich gewartet habe abwechselnd gelesen und weiter der Musik gelauscht (jetzt war irgendwas von Coldplay dran). Mission accomplished.

Alles in allem war es ein schöner Kurzurlaub. Ich danke meinem Vergangenheits-Ich für die Planung. Es war genau richtig. Ob ich das jetzt öfter mache? Ich glaube nicht. Aber um eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, kann ich solche Kurztrips nur empfehlen.

PS: Der Titel ist natürlich geklaut.

Das Wrestling, eine Dokuserie und ich

Wrestling ist meine Leidenschaft. Jede Person, die mich kennt, weiß das und ich habe kein Problem, das zuzugeben oder darüber zu sprechen. Das war nicht immer so. Ich bin Fan seit ungefähr 1994 und in der Grundschule war es noch okay, da zumindest noch drei Freunde das Hobby mit mir teilten. Das ging soweit, dass wir uns regelmäßig auf einem Dachboden getroffen haben, wo wir einen Ring (d.h. einen Haufen oller Matratzen) gebaut und selber gecatcht haben. Mit Verkleidung und einmal sogar mit Zuschauern (d.h. vor Muttis, Vatis und Omis). Ich schweife ab, denn spätestens im Gymnasium war Wrestling dann vor allem eins: peinlich. Ich habe es vermieden, groß darüber zu sprechen, wahrscheinlich habe ich eh nicht viel gesprochen. Ich finde Wrestling super, aber es war mir unangenehm. Es gab auch allen Grund dazu. Wahrscheinlich gibt es hunderte Segmente oder Matches, bei denen ich die Fernbedienung immer bereit hatte, um schnell umzuschalten, sobald jemand in mein Zimmer kommen sollte.
Peinlich war mir vor allem das Gebrüll, das Gehabe und das Aussehen einiger Wrestler. Mich haben vor allem die etwas anderen interessiert. Wenn ich doch mal darüber gesprochen habe, kamen immer die gleich Fragen:

  • Lebt der Undertaker noch?
  • Das ist das mit Hulk Hogan, ne?
  • Das ist alles Fake, das weißt du schon, oder?

Ich kannte wirklich kein Hobby, bei dem man sich andauernd so rechtfertigen musste, deshalb habe ich lange Zeit überhaupt nicht drüber gesprochen. Was sich immer komisch angefühlt hatte, schließlich geht ein großer Teil meiner Freizeit dafür drauf. Ich meine, es gibt echt Sachen, die auch ich super peinlich fand. Deutscher Kommentar zum Beispiel. Oder überhaupt deutsches Wrestling. Das war alles so seltsam und auch dumm in meinen Augen. Nichts, was meine Leidenschaft befeuerte, gab es da und ich habe das gemieden wie nix anderes. Bis ca. 2013, denn da war ich zum ersten Mal bei einer Show einer deutschen Liga in Oberhausen. Daraus wurden viele Shows in Oberhausen, Hamburg, Berlin und sogar London. Die Liga, von der ich hier spreche, ist die wXw (Westside Xtreme Wrestling, ja der Name schreit nach den 2000ern) und die hat was geschafft, was ich als Jugendlicher nie für möglich hielt: Ich finde deutsches Wrestling nicht mehr peinlich. Ganz im Gegenteil, ich finde es cool und kreativ.

Was ich eigentlich sagen will: Wrestling (bzw. Professional Wrestling, wie es im englischen Raum eigentlich heißt), ist ein großes Thema für mich. Ich konsumiere es fast täglich, und das seit fast 28 Jahren. Es gibt etliche Ligen auf der ganzen Welt. Nicht alles gefällt mir. Das, was im – ich nenne es mal „Mainstream“ und meine damit die WWE – passiert, finde ich fast durchgängig uninteressant und verfolge ich nicht. Ich interessiere mich für das, was in den aufsteigenden und etwas kleineren Liegen passiert und das ist für mich einfach die Welt. Ich identifiziere mich damit und es ist mir mittlerweile alles andere als peinlich, das zuzugeben. Ich versuche allerdings auch, das niemandem unter die Nase zu reiben. Es ist Geschmacksache und niemand muss das mögen, das ist mir vollkommen klar. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die das nicht kennen, es komplett seltsam finden und das können sie auch. Wenn jemand fragt, warum ich das mag, dann erkläre ich das auch und zumindest mir geht es so, dass wenn jemand etwas über ein Thema erzählt, für das diese Person brennt, es mir egal ist, ob ich das auch mag. Ich finde das dann zumindest interessant und sympathisch.

Zu den Fragen oben möchte ich euch natürlich noch die Antwort geben. Zwei kurze und eine etwas längere, dann seht ihr vielleicht auch, warum mich Wrestling so begeistert.

  • Lebt der Undertaker noch?

Ja, der Undertaker lebt noch (und nein, er wurde noch nie „ausgetauscht“).

  • Das ist das mit Hulk Hogan, ne?

Ja. Hulk Hogan kann aber aus meiner Sicht kacken gehen.

  • Das ist alles Fake, das weißt du schon, oder?

Mich stört der Begriff „fake“ hier, denn was damit gemeint ist, ist, dass die Abläufe und Matchausgänge abgesprochen sind. No Shit, Sherlock, jetzt wo du es sagst! Im Ernst, das ist jedem Fan bewusst, da es einfach integraler Bestandteil und ein Grund ist, warum Wrestling aus meiner Sicht so toll ist. Es wird auch heutzutage nach außen hin von den Ligen überhaupt nichts anderes behauptet. Wenn irgendjemand sagt, dass sei ein echter Kampf, dann ist das wirklich zum Fremdschämen.

Wrestling hat für mich viel mehr mit Performancekunst und Improvisationstheater zu tun als mit Kampfsport. Klar, gehören auch diese Elemente dazu, aber das ist nur eines von vielen. Athletik, Charisma, Verbindung zum Publikum, das Vertrauen zum Gegner oder zur Gegnerin, die überzeichneten Charaktere, die diversen Menschen, die hier zusammenkommen, die Absurdität und Ernsthaftigkeit, all das ist eine Mischung, die es sonst nirgendwo gibt. Man muss das deshalb nicht automatisch mögen, darauf will ich nicht hinaus, aber vielleicht bringt das ein bisschen Verständnis für Menschen, die das tun. Ohne komplett in den Rechtfertigungsmodus zu verfallen (das ist hier echt leicht), aber beim Theater hinterfragt auch niemand, warum dort anders als „im echten Leben“ gesprochen wird, warum beim Musical gesungen wird oder warum im Film, wenn jemand schießt – ach lassen wir das, ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. Wrestling ist eine Ausdrucksform unter vielen und da gibt es genauso Konventionen wie woanders. Die Mischung ist das, was es für mich ausmacht.

Wisst ihr was? Das sollte eigentlich gar nicht so lang werden. Ich könnte noch ewig so weiterschreiben, aber das wird die wenigsten hier interessieren. Was ich eigentlich tun wollte als ich diesen Text anfing, war, eine Empfehlung für eine Dokuserie vom Hessischen Rundfunk und 4Reel zu schreiben. Und da das meine Seite ist und ich hier machen kann, was ich will, kommt das jetzt noch. Aber keine Sorge, ich halte mich kurz.

Bild: hr Fernsehen

Seit Anfang Januar 2022 könnt ihr die Dokuserie „Bastards.“ in der ARD Mediathek finden. In zwei Staffeln mit je sechs Folgen wurden die Wrestler Prince Ahura und Maggot begleitet, die zusammen das Team „Pretty Bastards“ bilden. In der zweiten Staffel kommen Baby Allison und Aaron Insane hinzu. Es wird ein extrem guter Überblick über die deutsche Szene gegeben und was es bedeutet, Wrestler oder Wrestlerin in Deutschland zu sein. Ihr hört die Namen wahrscheinlich zum ersten Mal, daher könnt ihr euch sicherlich schon denken, dass das eher aus Leidenschaft gemacht wird und nicht für Ruhm und Ehre. Was das bedeutet, welche Steine im Weg liegen und welche Lichtblicke es gibt, könnt ihr euch noch bis Januar 2023 in der Mediathek ansehen. Ich fand die Serie sehr ergreifend, weil das, was da Backstage und an Fankultur gezeigt wird, auch etwas ist, dass es zwei Jahre fast gar nicht gab und ich kann es kaum erwarten, wieder zum Carat nach Oberhausen zu fahren, aber seht selbst. Auch ohne Fanbrille ist das immer noch eine sehr gut gemachte Doku. Wenn ihr mich fragt, solltet ihr euch, wenn ihr Interesse habt, die ersten drei Folgen geben, dann wisst ihr, ob die Serie was für euch ist oder nicht.

So, ihr habt’s geschafft, wenn ihr noch drangeblieben seid. Ich glaube, ich wollte schon immer einen Text übers Wrestling schreiben. Ich hab vermieden, konkret zu werden, da ich weiß, dass die meisten, die das lesen, nichts damit anfangen können. Ich hoffe, das Lesen war trotzdem unterhaltsam.

Jahresrückblick 2021 in Bildern Teil 4 von 4

Tja, so kann’s gehen. Vor ein paar Tagen habe ich noch über die Sinn- und Unsinnigkeiten von Jahresrückblicken auf dieser Seite hier geschrieben und jetzt versuche ich mich erneut an so etwas. Der Twist: Ich mache es an Bildern fest, die ich dieses Jahr gemacht habe. Das kann klappen, kann aber auch schief gehen. Es ist ein Experiment.

Ein Klick auf die Bilder macht sie größer (falls das meine Mutter liest 😘).

Oktober

Tja, was soll man sagen. Trotz Pandemie und allen Vorsichtsmaßnahmen, die damit zusammenhängen, sollte die Segelreise nicht der letzte Trip dieses Jahr gewesen sein. Im Oktober fuhr ich mit meinem Schwiegervater an die Ostsee, um ein Jazz-Konzert von Jan Garbarek und Band in Ahlbeck zu sehen. Wir haben die Möglichkeit genutzt und sind gleich noch ein bisschen in Swinemünde geblieben. Das war sehr schön und es wird definitiv nicht mein letzter Besuch in Swinemünde gewesen sein.

Der Oktober hielt noch weitere Überraschungen parat. Relativ spontan haben meine Freundin und ich uns überlegt, wo und wie man noch ein paar Tage Urlaub verbringen kann. Wir haben zuerst nach Hausbooten gesucht, aber dafür war das Wetter im Oktober zu ungewiss. Wir sind dann relativ schnell auf Tiny Houses gekommen und hatten das Glück, dass es in Wertheim – das liegt am Main mehr oder weniger am nördlichen Zipfel des Taubertals – noch freie Unterkünfte gab. Wir haben uns dazu entschieden, in einem ausgebauten Frachtcontainer zu wohnen und das war toll. Tagsüber haben wir den Ort und die Romantische Straße unsicher gemacht. Es gab fantastische Ausblicke, viele Weinberge, noch mehr Äpfel und ein umgedrehtes Haus.

Auf dem Rückweg hielten wir in Leipzig, um endlich mal wieder Freunde zu besuchen. Auch das war wundervoll. Das Bild stammt von der Leipziger Kleinmesse, die ich, als ich noch in Leipzig gewohnt habe, so gut wie nie besucht habe. Es gab hier einen Parkour, bei dem man wie in einer Geisterbahn unterwegs war, dabei aber Videospielfiguren abschießen musste. Unter anderem musste man Prinzessin Peach einen Kopfschuss verpassen, das war etwas komisch. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass man es mit Copyright auf solchen Rummeln nicht allzu genau nimmt. Überall erinnern Airbrushbilder an Disney, ohne Disney zu sein, und man scheint von den Motiven her Anfang der 90er hängen geblieben zu sein, aber das macht für mich auch den Reiz aus. In Leipzig konnte ich auch das machen, was ich früher mindestens jeden Monat gemacht habe: durch die Buchläden tingeln. Das fühlte sich so gut an, vor allem, weil es wieder einen Zweitausendeins gibt!

November

Nach den vielen Ausflügen ging es weiter wie die Monate davor: Ich blieb zuhause. Hin und wieder färbt sich der Himmel rot, dann ist mein Ausblick noch schöner als sonst. Sollte das ein Zeichen sein für die Dinge, die noch kommen?

Im Einkaufszentrum um die Ecke wurden wieder die Weihnachtsmänner rausgeholt. Es kommt auf dem Bild nicht so gut rüber, aber stellt euch den Knaben in mehrfacher Ausführung vor und sich bewegend, wie im ersten Teil von Chucky. Auch die Augen wandern wie ein Uhrwerk hin und her. Woanders bezeichnet man das als Uncanny Valley.

Ich hab’s geahnt, der rote Himmel war ein Vorbote. Was ich erst als normale Herbstverrotztheit eingeschätzt habe, war dann doch Good Old Corona. Angefangen hat es mit dreitägiger Schlaflosigkeit, aber ausschlaggebend war etwas später der Geschmacksverlust. Die Schnelltests zeigten ein positives Ergebnis und auch der PCR-Test war eindeutig. Als von dem das Ergebnis kam, war ich schon wieder mehr oder weniger symptomfrei, da mein Verlauf relativ mild war. Das ist eigentlich das, was ich mir gewünscht habe, wenn es mich erwischen sollte. Dass es mich überhaupt erwischt hat, ist allerdings kurios, da ich schon mein Leben lang Social Distancing betreibe. Die Urlaube waren länger her und ich habe mich fast nur zwischen Supermarkt und Wohnung bewegt. Vielleicht hat mich auch jemand beim Spazierengehen angeniest, wer weiß. Es ist müßig, darüber nachzudenken. Für mich bedeutete das häusliche Isolation, also eigentlich nix Neues.

Dezember

Die Isolation war pünktlich zum heftigen Schneefall in Berlin vorbei. Das heißt es ging raus in die Wuhlheide, an einem Vormittag wo kaum ein Mensch unterwegs war. Das reicht manchmal schon, um die Akkus wieder aufzuladen.

Weihnachten habe ich bei der Familie in Eberswalde verbracht. Das ist Tradition und hat auch gutgetan. Drinnen habe ich den Baum geschmückt und draußen war es klirrend kalt und Schnee gab es auch. Deshalb bin ich ein bisschen durch den bezaubernden märkischen Wald zum Oder-Havel-Kanal gelaufen. Der war einfach wunderschön, ihr seht’s oben.

2021 und auch schon das Jahr davor war anstrengend, was hauptsächlich an der vielen Arbeit und an den fehlenden Veranstaltungen liegt. Es gibt zu viele Idioten und ich bin zeitweise fast wahnsinnig geworden. Es gibt Sachen, die das teilweise kompensieren können, allerdings musste ich das erst lernen. Tagesausflüge, sich frei nehmen oder einfach mal vor die Tür gehen gehören dazu. Für mich gehört aber auch dazu, öfter mal zum Buch als zum Handy zu greifen, auch wenn das eine Binsenweisheit sondergleichen ist und ich das eigentlich schon oft genug mache, aber ich schreibe es hier auch für mich, um mich selbst daran zu erinnern, wie wichtig das ist. Oder Sport treiben. Oder zur Ukulele greifen, die ich mir im Anflug von „oh nein ich brauche irgendwas Neues“ gekauft habe. Jeden Tag mindestens eine Minute üben, hieß es irgendwo und ich sage euch: Es stimmt! Oder einfach nur eine Sache machen und nicht drei gleichzeitig. Oder etwas für diese Seite schreiben.