Kaffee aus dem Blumentopf

Ich befinde mich in einem Urlaubsort, den ich nicht näher benennen kann. Es ist dunkel und es regnet. Das Kopfsteinpflaster ist nass und reflektiert gelbes Licht von Gaslaternen. Eine enge Gasse führt mich in ein rustikales Restaurant. Die Einrichtung ist aus Holz, die Wände sind aus Feldsteinen. Es ist gut gefüllt, aber ich finde einen leeren Tisch für zwei Personen an einem Fenster. Ich setze mich nicht auf einen der beiden Stühle, sondern auf die Fensterbank. Meine Füße stelle ich auf den Tisch ab.

Die Bedienung kommt, ich bestelle eine Tasse Kaffee. Am Nebentisch sitzen vier ältere Damen, die sich angeregt unterhalten.

Ich bekomme den bestellten Kaffee. Die Tasse ist winzig und hat keinen Henkel. Sie sieht aus wie ein kleiner Blumentopf. Ich muss sofort bezahlen. Der Kaffee kostet 4,30 Euro. Ich öffne meinen Geldbeutel und wühle durch die Münzen, entscheide mich dann aber für einen Fünf-Euro-Schein. Die Bedienung winkt ab und gibt mir zu verstehen, dass sie Münzen bevorzugt. Sie möchte genau 4,30 Euro. Ich bin verwirrt, wühle nochmal in meinem Kleingeld und lege Münze für Münze auf den Tisch, in der Hoffnung, dass sie irgendwann Stopp sagt. Dabei werde ich immer nervöser und erzähle ihr, dass ich vier Semester Mathematik studiert habe. Warum, weiß ich nicht. Sie lacht mitleidig. Ich könnte im Erdboden versinken. Dann nickt sie ab und nimmt das Geld. Aus einem mir unbekannten Grund kommt die Bedienung in Plauderlaune. Sie muss mir ansehen, dass ich hier zu Besuch bin und fragt mich, ob ich schon weiß, was ich mir als nächstes in der Stadt ansehen wolle. Ich sage ihr, ich weiß es nicht, was auch stimmt. Sie sagt, ich habe Glück. Momentan sind die vollpfeifer Zwangsärzte in der Stadt, die soll ich unbedingt mal besuchen.

Das klingt in diesem Moment plausibel. Dann geht sie wieder weg. Ich höre die Damen am Nachbartisch sagen, dass Mädchen heute viel mehr Möglichkeiten haben.

Dann wache ich auf. Was für ein Schwachsinn. Vier Semester Mathe? Das ist doch total übertrieben!

Der totale Blutmond

Letzte Nacht gab es einen Blutmond. Das ist rein wissenschaftlich gesehen eine totale Mondfinsternis, in der der Mond schwach sichtbar bleibt und in einem blutigen Rot erscheint, das so blutig ist, dass man denkt, der Mond blutet. Das ganze passiert ungefähr 4 mal in 10 Jahren. Forscher sind sich einig, dass das zu lange Anstarren des Blutmondes Unbehagen, Unwohl und Unmut verursacht. So ging es auch mir, als ich mir in der Nacht den Blutmond ansah. Nach einer kurzen Enttäuschung über die kleine Größe des Blutmondes – in meiner Vorstellung war er viel größer und blutiger, stellte sich ein komisches Gefühl ein. Werden durch den Blutmond die Toten auferstehen und eine Zombieapokalypse einleiten? Auf einmal überfiel mich Müdigkeit und ich ging wieder ins Bett.

Ich konnte nicht schlafen. Der Blutmond hatte sich in meine Gedanken eingenistet. Selbst mit geschlossenen Augen sah ich rot. Ich hatte den Plan, das alles aufzuschreiben. Es war der Wahnsinn, wie ich vor Ideen sprudelte. Zum Schluss noch ein Zitat fürs Ende. Schreib es gleich auf, dachte ich, das vergisst du sonst. Ich bitte dich, antwortete ich mir selbst, wie könnte ich so etwas je vergessen?

Nachdem ich aufgestanden bin, kam mir das ganze so unwirklich vor. Die Zombieapokalypse ist nicht eingetreten, da haben wir wohl alle Glück gehabt. Zugegeben, ich habe heute noch nicht viele Menschen gesehen und wohne recht weit oben, ein Ausbruch könnte also bisher an mir vorüber gegangen sein, aber ich bleibe zuversichtlich. Habe ich also wirklich den Blutmond gesehen oder war das nur ein sinnloser Traum? Ich schaue auf mein Handy. Wenn es wirklich wahr gewesen wäre, hätte ich ein Foto davon gemacht. Und siehe da, so war es.

Blutmond

Nur meine Ideen, die waren weg. Ich bilde mir ein, dass sie der Blutmond mitgenommen hat. Vielleicht kommen sie in ein, zwei Jahren wieder. Dann werde ich bereit sein. Dann werde ich sie gleich aufschreiben.

Jahresrückblickblog 2014

Diese Jahresrückblicke kommen immer früher. Es hat den Anschein, dass ein Jahr kaum angefangen hat und schon kommt ein Rückblick um die Ecke. Das ist hier natürlich ganz anders. Es ist nicht der erste Jahresrückblick für 2015 sondern der letzte für 2014. Und das in alter Tradition, die ich vor ein paar Jahren angefangen habe (2010, 20112013)1.

2014 war ein sehr gutes Jahr für mich. Ich bin mit Freunden durch die dänische Südsee gesegelt, was unglaublich war (die Tagebücher gibt es hier und hier). Ich habe mir einen Traum erfüllt und war beim Wrestling in Oberhausen (genaugenommen beim wXw 16 Carat Gold Tournament 2014) und habe Chris Hero getroffen. Ich war in Prag und erneut beim Fantasy Filmfest (bei den Nights sogar mit Dauerkarte). Ich habe einige Geocaching Touren gemacht und dabei neue persönliche Rekorde aufgestellt. Den Flohmarkt gab es auch noch, Mensch wie die Zeit vergeht. Silvester war auch klasse, was nicht nur an der PowerPoint-Karaoke lag. Zu Schluss war 2014 auch das Jahr, in dem ich zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum gekauft habe. Ich werde alt.

Das war alles sehr aufregend und ich bin dafür sehr dankbar. Das liest sich wahrscheinlich so, als wäre bei mir jeden Tag Halligalli angesagt, was nicht so ist. Ich sitze ansonsten brav am Schreibtisch und gehe meiner Arbeit nach, die 2014 nochmal mehr geworden ist. Darüber beschwere ich mich nicht, ganz im Gegenteil, aber wenn es diese Anlässe gibt, dem Alltag zu entfliehen, nehme ich sie gerne bei der Hand – sei es eine der oben genannten oder ein ungewöhnlicher Besuch vom Nachbarn. Und außerdem ist dies nicht der Platz um zu beschreiben, wann es mir warum mal wieder schlecht ging oder ich mit etwas nicht klarkomme. Das will doch keiner lesen. Außer es ergeben sich dabei kuriose Situationen, aber das ist eine andere Geschichte.

Eine Sache, die ich mir für 2014 vorgenommen habe war, Brandenburg näher zu erkunden und dort Orte zu besuchen, die ich noch nicht kenne. Das hat leider nicht so geklappt. Ich hoffe, es wird in diesem Jahr etwas. Ansonsten habe ich mir wenig vorgenommen. Was kommt das kommt. Ich gehe davon aus, dass auch 2015 kein schlechtes Jahr wird. Aber bei Prognosen halte ich mich zurück, das überlasse ich lieber Glückskeksen. Die haben immer recht.

Glückskeks


  1. Ob es jemals einen Jahresrückblick für 2012 geben wird, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war dieses Jahr so schrecklich, dass ich gleich alles verdrängt habe.