Vorteile der Geologie

Ich versuche hier ab und zu Texte zu schreiben, die mehr oder weniger ausgedacht sind. Sucht man nach der Schönheit der Sprache, ist es angebracht, sich mal von der gemeinen Belletristik wegzubewegen und in die Geologie zu schauen:

„In  den  Gneisen  umflasert  die  zweite  Schieferung  in  Millimeter  langen  silbrigen Muskovithäutchen die randlich stark zerlappten flaschengrünen  Pyroxenblasten-Knödel,  während  sie  in  den Biotitschiefern nur Mikrometer feine durchgehende Tapeten bildet, an die ich die Glimmerbahnen der ersten Schieferung sigmoidal anschmiegen. Die zweite Streckung lässt sich problemlos anhand von Quarzfaserbärten im Druckschatten der Knödel erkennen und anhand von auseinander gedrifteten  Fragmenten  einzelner  Pyroxene,  zwischen  denen  sich  vor  allem  Chlorit  in  gestreckten Flocken gebildet hat.“

Jörn H. Kruhl

Kringelgedings

Mein neuer Berufswunsch: Designer für Teppiche und Sitzbezüge, die scheinbar so dreckig sind, dass man echte Flecken nicht darauf erkennt.

Ständig gäbe es neue Herausforderungen. Wird zur Zeit in der S-Bahn eher gesprayt oder gekotzt? Wofür wird der Seminarraum genutzt? Sollte sich der Teppich lieber auf Rotwein- oder Spermaflecken einstellen?

Ich frage mich, wie der Designprozess so abläuft und stelle mir ein Labor vor, ganz in weiß, in der Mitte ein Sitzmöbel mit weißem Bezug. Im Nebenraum beobachten drei in wissenschaftlich angehauchten Kittelkostümen durch eine Scheibe, die auf deren Seite durchsichtig, auf der anderen nur als Spiegel zu erkennen ist, das Labor. In dieses wird nun ein stark angetrunkener Mensch mittleren Alters geschoben. Über Lautsprecher verkünden die Beobachter, er solle nun bitte auf das Sitzmöbel kotzen, was dann auch halbwegs gelingt. Das Resultat wird ausgewertet und kann bei strukturellen Mängeln sogar erweitert werden. Vor dem Labor warten jedenfalls noch Junkies, Inkontinente, Siechende und Zeitungsvergesser, die sich langsam fragen, wo sie hier eigentlich hineingeraten sind.

 

(Dieser Text ist am 07.01.2010 während einer Vorlesung entstanden.)