Jahresrückblick 2022 in Konzerten

Und wieder geht ein Jahr vorbei. Russland hat die Ukraine angegriffen und in Europa wird Krieg geführt. Das Klima geht den Bach runter, der eigentlich schon ein reißender Fluss ist. Irgendwelche Idioten haben einen Staatssturz geplant und wurden gerade so gefasst, während für viele die wirklich echte wahre Gefahr von Klimaaktivist*innen ausgeht, für die Gesetze, die eigentlich vor Terror schützen sollten, neu ausgelegt werden. Alles schlimm und man kann hoffen, dass es besser wird, aber irgendwie haben die letzten Jahre nicht für Zuversicht gesorgt. Aber hey, Corona wurde offiziell beendet. Vor ein paar Tagen erst. Gerade wird über den Wegfall sämtlicher Maßnahmen gesprochen. In Bus und Bahn sollen keine Masken mehr getragen werden müssen, sagen zumindest die Parteien, von denen man das erwartet. Gleichzeitig können Fahrpläne nicht eingehalten werden, weil gefühlt jede dritte Person im Land krank ist. Darauf muss man erstmal kommen.


Damit könnte ich eigentlich den Jahresrückblick schon beenden. Ab ins Bett, den Rest verschlafen und auf 2023 warten. War das Jahr wirklich so schlimm? Ich denke, das war es. Wäre es ein Film, würde ich ihn mir nicht zweimal anschauen. In solchen Zeiten muss man sich denke ich persönlich Lichtblicke heraussuchen, um nicht komplett den Verstand zu verlieren. Aus diesem Grund hebe ich eine Sache hervor, die 2022 wirklich gut war. Bedingt durch Pandemie, Verschiebungen, aber auch Neuankündigungen war dieses Jahr das bisher intensivste Konzertjahr für mich und ich möchte euch gerne etwas dran teilhaben lassen.


Ich gehe oft auf Konzerte. Ich versuche, bei allen Auftritten von Bands, die mir gefallen, dabei zu sein. Dieses Jahr habe ich gut 30 Bands und Solokünstler und -künstlerinnen live gesehen, was für mich sicher einen Rekord aufstellt. Das Konzertjahr war wirklich außergewöhnlich und das hier waren meine Highlights:

9. Juli 2022 – Pascow live im M.A.U. Club (Rostock)

Dieses Konzert war heiß ersehnt. Auf der Webseite vom M.A.U. Club steht: „Verlegt vom 17.04.20, 14.01.21, 17.10.21 & 21.04.22“. Pascow gehören für mich ganz nach oben auf die Liste deutschsprachiger Punkbands und sowohl Rostock als auch der M.A.U. Club sind eine Reise wert. Man hat den Leuten angemerkt, wie sehr das Konzert herbeigefiebert wurde und meine Erwartungen hat es noch übertroffen.

9. August 2022 – The Gaslight Anthem live in der Columbiahalle (Berlin)

Hätte mir Anfang des Jahres jemand gesagt, dass 2022 The Gaslight Anthem wieder zusammenkommen und auf Welttournee gehen, die dann noch in Berlin startet, hätte ich es echt nicht geglaubt. So war es aber und so richtig fassen konnte ich es erst, als die Band die Bühne betrat. Die Band wird immer einen festen Platz in meinem Herzen haben und ich freue mich auf alles, was noch kommt. Vorbands waren Betterov – da kommt gleich noch etwas – und Chris Farren, den ich vorher schon bei Brian Fallon gesehen habe und der hier wieder komplett überzeugt hat.

22. Mai 2022 – Mia Morgan live im Cassiopeia (Berlin)

Ich habe irgendwo mal gelesen, dass sich Menschen im Schnitt so ab Anfang 30 nicht mehr für neue Musik interessieren. Ich bin froh, dass das an mir vorbeigegangen ist und ich eigentlich jedes Jahr Musiker*innen entdecke, die mich einfach umhauen. Und ich bin auch froh, dass mich Genrekonventionen nichts (mehr) scheren. 2019 habe ich Mia Morgan entdeckt. Im Beschreiben von Musik bin ich nicht gut, ihr wisst aber genau, wo ihr mal reinhören könnt. Es lohnt sich für alles in dieser Liste, wenn ihr mich fragt. Sie spielte anfangs noch alleine mit DJ und für mich war es nur eine Frage der Zeit, bis sie durch die Decke geht. Naja und dann kam Corona. So ging es sicher vielen. Konzerte waren rar, hier und da mal ein Auftritt online, mehr ging nicht. Dieses Jahr war es dann soweit. Statt nur mit DJ gab es Auftritte mit fetter Band und dieser hier hat das Cassiopeia zum Wackle gebracht. Das hat mich so überzeugt, dass ich sie später im Jahr nochmal zur Fête de la Musique im Planetarium (!) gesehen habe. Es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein.

1. Juni 2022 – Weezer und Green Day live in der Parkbühne Wuhlheide

Tickets hängen bei mir in der Regel schon lange vor einem Konzert am Kühlschrank. Hier war es anders. Ich habe nur einige Tage vor dem Konzert mitbekommen, dass es überhaupt stattfindet. Ich mag Weezer und Green Day, aber irgendwie sind sie nicht auf meinem Konzertradar. Ich hab mir spontan Karten organisiert, was ich sonst nie mache und was soll ich sagen? Es hat sich total gelohnt. Trotz ausverkauftem Open Air kam ich nah ran, es war ein irres Spektakel und ich habe Green Day richtig neu entdeckt.

1. Dezember 2022 – Betterov live im Huxleys (Berlin)

Was soll ich sagen. Betterov habe ich dieses Jahr entdeckt – durch Zufall über eine personalisierte Werbeanzeige. Ich war hin und weg, als ich „Dussmann“ gehört habe und danach ging es eigentlich nur noch bergauf. Als Vorband von The Gaslight Anthem war er großartig und alleine mit Band später im Jahr hat er nochmal einen drauf gesetzt vor ausverkauftem Haus.

9. Oktober 2022 – Hot Water Music und Boysetsfire live in der Columbiahalle (Berlin)

Was für ein Double-Header. Hot Water Music haben ein Wahnsinnsalbum dieses Jahr herausgebracht und zusammen mit Boysetsfire im wohl lautesten Konzert des Jahres einfach abgeliefert. Beide Bands haben eine unglaubliche Energie, aber wem sag ich das. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass ich die beiden Bands verpasse.

Ich merke, dass ich, wie ich hier so schreibe, noch ewig weitermachen könnte. Es ist ein bisschen wie Urlaubsbilder zeigen. Eigentlich reichen drei für die, die nicht dabei waren, aber es sind immer mehr. Man selbst erinnert sich so gerne und dies und das fällt einem noch ein, während denen gegenüber langsam die Augen müde werden. Deshalb belasse ich es dabei. Ich bin sehr dankbar für dieses Konzertjahr trotz allen Widrigkeiten. neben den Bands oben hab ich noch Matze Rossi, Blond, Steiner & Madlaina, Kate Nash und Drangsal gesehen und ich würde am liebsten noch schreiben, wie großartig die alle sind, aber ihr müsst wahrscheinlich auch schon weiter und irgendwie mache ich das ja gerade auch. Ich bin in der Regel kein Typ, der freiwillig gerne raus geht und unter Leuten ist, aber Konzerte brauche ich um die Akkus wieder aufzuladen und das hat bisher ganz gut funktioniert.