Auf dem Flohmarkt mit Gina Wild

Ich war vor Kurzem zum ersten Mal auf einem Flohmarkt. Jetzt nicht als Besucher, sondern als Standbetreiber. Als Besucher kann man auf Flohmärkten so einiges sehen. Manches zum ersten Mal („Was ist das denn!?“) und so einiges, das mit Erinnerungen aufgeladen ist („Guck mal, das hatte ich früher auch!“). Letzteres ist oft ein Blick in die Vergangenheit. Seien es die Eierbecher der Oma (Eier: vom Nachbarn, hartgekocht, ein bisschen blau) oder ein Gesellschaftsspiel, das man als Kind oft gespielt hat. Inflationär gibt es da auf Flohmärkten Das Nilpferd in der Achterbahn. Das hatte damals jeder und ich weiß ganz genau, wo ich das jetzt habe, aber ich traue mich nicht, den Deckel zu öffnen. Das liegt daran, dass ein wichtiger Bestandteil des Spiels ein Klumpen Knete ist und wer weiß, was damit in über 20 Jahren passieren kann, wenn keiner hinsieht.

Das, was ich zusammen mit Freunden1 verkaufen wollte, waren vor allem Dinge, die diverse Kisten nach zwei Umzügen nicht verlassen haben. Neben viel Tinnef (Porzellankatze, Reisewecker, Kaffeedose, …) waren da auch eher sperrige Sachen dabei (Leiter, Raumtrenner, Röhrenfernseher, …) und verkaufen wollen trifft es nicht ganz, eher loswerden wollen. Zu viert hatten wir zwei überdachte Stände rappelvoll zugestellt mit Zeugs, von dem wir Tatsache einiges verkaufen konnten. Das lag nicht an unserem Geschäftsgeschick (das ist zumindest bei mir nicht vorhanden), sondern daran, das wir zwischen den Ständen einen pinken Weihnachtsbaum stehen hatten (ich glaube, er war künstlich). Der Baum entging keinem und dementsprechend lockte er viele Menschen zu unseren Ständen. Leider wurde er noch am Morgen verkauft, aber so ist das bei Dingen, die manch einer zum ersten mal gesehen hat.

Bei zwei Ständen muss es dann irgendwann passieren: Deine hat was, was der andere will und umgekehrt. Da heißt es zuschlagen, so schnell es geht bevor einem die Flohmarktbesucher nicht zuvor kommen. Und was soll ich sagen, ich habe ein wahres Kunstwerk ergattert. Es erinnert mich an wunderschöne Zeiten2 und bringt mir ein Grinsen ins Gesicht.

K-fee macht wach!

Insgesamt sind wir an diesem Tag noch eine Menge losgeworden. Gleichzeitig haben wir etwas bekommen. Die Erfahrung zum Beispiel, dass eine Leiter, die für den einen zu schwer ist, für den anderen richtig schön stabil sein kann. Oder den Tinnitus, den uns der benachbarte Wurst-Peter beschert hat. Läbberwurst! Teewurst! Fllleischwurst! Und noch ne harte Wurst dabei! Und dazu die näselnde Jan-Delay-Gedächtnisstimme. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn! Leute von heute! Was für eine irre Kombination.

Vieles haben wir natürlich auch wieder mitnehmen müssen. Es gibt einfach Sachen, die schon jeder hat. Sachen, wie Das Nilpferd in der Achterbahn.


  1. Ich habe nicht versucht, meine Freunde zu verkaufen! 
  2. Ja, das ist Gina Wild, aber es ist anders, als ihr denkt. Vielleicht schreibe ich dazu mal etwas, aber man muss vorsichtig sein, das kann schnell in ein „Früher, als das Leben so und so war“-Geschwärme abdriften. 

Autor: Stefan

Japanologe, Deutsch-als-Fremdsprachler, Blogger, Schatzsucher. Hobbys sind Lesen, Gucken und Machen.

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