Verflucht, Teil 1

Ich bin verflucht. Und das kam so:

Alles begann vor vielen Jahren. Da ihr euch auskennt, muss ich nicht mehr groß erwähnen, dass ich während und nach meiner Schulzeit in einem großen Supermarkt gejobbt habe, denn ihr seid ja eifrige Leser. Bei meiner Beschreibung habe ich allerdings ein dunkles Kapitel meiner Vergangenheit unterschlagen. Da ich im Lager mit allerlei nutzlosem Zeugs zu tun hatte, vornehmlich Autopolitur und Erfrischungstücher, fallen gewisse Gegenstände umso mehr auf und so kam es, dass ich auf einer Palette voller Krimskrams auf einmal etwas sah, dass alleine aufgrund seiner schieren Wertigkeit1 meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog.

Der Gegenstand funkelte so schön. Ich hob ihn an. Er war angenehm schwer und lag gut in der Hand. Es war sofort klar, dass er für mich bestimmt, ja für mich erschaffen war. Ich musste ihn haben, das war klar. Und da hab ich ihn mir genommen. Es war so einfach! Wie konnte ich zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass mich das 10 Jahre später verfluchen sollte? Jetzt im Nachhinein ist es mir natürlich klar.

Bei dem Gegenstand handelte es sich um eine Schere aus Edelstahl. Geeignet zum Schneiden von allen möglichen Sachen. Sie hat mir stets gute Dienste erwiesen und viele Umzüge mitgemacht. Ich kann mich schwer an eine Zeit vor der Schere erinnern. Immer war sie an meiner Seite, nie urteilte sie über meine Schneideintentionen. Bis vor ein paar Tagen, an denen sich der Himmel verdunkelte.

Und jetzt kommt’s: Fortsetzung folgt!


  1. Habe ich das Wort “wertig“ schon einmal benutzt? Ich hoffe nicht. Nix gehen Sprachwandel, da bin ich voll dafür, aber alles mach ich nicht mit. 

Auf dem Flohmarkt mit Gina Wild

Ich war vor Kurzem zum ersten Mal auf einem Flohmarkt. Jetzt nicht als Besucher, sondern als Standbetreiber. Als Besucher kann man auf Flohmärkten so einiges sehen. Manches zum ersten Mal („Was ist das denn!?“) und so einiges, das mit Erinnerungen aufgeladen ist („Guck mal, das hatte ich früher auch!“). Letzteres ist oft ein Blick in die Vergangenheit. Seien es die Eierbecher der Oma (Eier: vom Nachbarn, hartgekocht, ein bisschen blau) oder ein Gesellschaftsspiel, das man als Kind oft gespielt hat. Inflationär gibt es da auf Flohmärkten Das Nilpferd in der Achterbahn. Das hatte damals jeder und ich weiß ganz genau, wo ich das jetzt habe, aber ich traue mich nicht, den Deckel zu öffnen. Das liegt daran, dass ein wichtiger Bestandteil des Spiels ein Klumpen Knete ist und wer weiß, was damit in über 20 Jahren passieren kann, wenn keiner hinsieht.

Das, was ich zusammen mit Freunden1 verkaufen wollte, waren vor allem Dinge, die diverse Kisten nach zwei Umzügen nicht verlassen haben. Neben viel Tinnef (Porzellankatze, Reisewecker, Kaffeedose, …) waren da auch eher sperrige Sachen dabei (Leiter, Raumtrenner, Röhrenfernseher, …) und verkaufen wollen trifft es nicht ganz, eher loswerden wollen. Zu viert hatten wir zwei überdachte Stände rappelvoll zugestellt mit Zeugs, von dem wir Tatsache einiges verkaufen konnten. Das lag nicht an unserem Geschäftsgeschick (das ist zumindest bei mir nicht vorhanden), sondern daran, das wir zwischen den Ständen einen pinken Weihnachtsbaum stehen hatten (ich glaube, er war künstlich). Der Baum entging keinem und dementsprechend lockte er viele Menschen zu unseren Ständen. Leider wurde er noch am Morgen verkauft, aber so ist das bei Dingen, die manch einer zum ersten mal gesehen hat.

Bei zwei Ständen muss es dann irgendwann passieren: Deine hat was, was der andere will und umgekehrt. Da heißt es zuschlagen, so schnell es geht bevor einem die Flohmarktbesucher nicht zuvor kommen. Und was soll ich sagen, ich habe ein wahres Kunstwerk ergattert. Es erinnert mich an wunderschöne Zeiten2 und bringt mir ein Grinsen ins Gesicht.

K-fee macht wach!

Insgesamt sind wir an diesem Tag noch eine Menge losgeworden. Gleichzeitig haben wir etwas bekommen. Die Erfahrung zum Beispiel, dass eine Leiter, die für den einen zu schwer ist, für den anderen richtig schön stabil sein kann. Oder den Tinnitus, den uns der benachbarte Wurst-Peter beschert hat. Läbberwurst! Teewurst! Fllleischwurst! Und noch ne harte Wurst dabei! Und dazu die näselnde Jan-Delay-Gedächtnisstimme. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn! Leute von heute! Was für eine irre Kombination.

Vieles haben wir natürlich auch wieder mitnehmen müssen. Es gibt einfach Sachen, die schon jeder hat. Sachen, wie Das Nilpferd in der Achterbahn.


  1. Ich habe nicht versucht, meine Freunde zu verkaufen! 
  2. Ja, das ist Gina Wild, aber es ist anders, als ihr denkt. Vielleicht schreibe ich dazu mal etwas, aber man muss vorsichtig sein, das kann schnell in ein „Früher, als das Leben so und so war“-Geschwärme abdriften. 

Ohren auf und Häschen zählen

Es war bei mir schon immer so: Ich schreibe am meisten, wenn gar nichts passiert. Dann hat der Kopf nämlich alle Zeit der Welt, um sich zu öffnen. Meine Augen werden größer und meine vier Ohren spitzen sich und saugen Sachen in den Schädel, die mir sonst nicht aufgefallen wären. Dann muss ich nur noch umrühren, aufschreiben und fertig. Das war mein Geheimrezept und findige Leser ahnen bereits, was jetzt kommt.

Die Umwelt, mein Umfeld und überhaupt die äußeren Umstände sind schuld daran, dass ich in letzter Zeit sehr viel erlebt habe.

[Einschub: Das ist jetzt aber interessant, wie sich die Wörter „Umwelt“ und „Umfeld“ ähneln. Ist mir noch nie aufgefallen. Das ist ja phonetisch gesehen das reinste Minimalpaar. Und auch optisch ist das so eng beieinander, dass es doch Leute geben muss, die das regelmäßig verwechseln.]

Und das beißt sich mit meinem Geheimrezept. Dabei könnte es so schön sein. Ich bin bei den Fantasy Filmfest Night, BUMMS, Text drüber geschrieben. Ich bin beim Wrestling, KAWUMM, Blogeintrag fertig. Ich sehe mitten in der Nacht überdurchschnittlich viele Häschen in einem Gewerbegebiet in Oberhausen, TWONK, lockere Anekdote gezaubert. Aber so ist es leider nicht.

[Einschub: Wie viele Häschen leben eigentlich durchschnittlich in einem Gewerbegebiet in Oberhausen?]

Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich bin mir aber sicher, dass ich, wäre ich z.B. einfach ohne Grund nach Oberhausen gefahren, einen Text darüber geschrieben hätte. Das ist allerdings auch kein Trost. Wenn es hoch kommt, entsteht dann immerhin noch so etwas:

Das reicht mir eigentlich nicht, aber möglicherweise ist meinem Unterbewusstsein das schon genug. Dabei ist die Häschengeschichte bestimmt noch nicht zuende erzählt.

Interessiert habe ich vor ein paar Monaten von Ironbloggern gelesen. Das sind Leute, die versprechen, jede Woche einen Text zu veröffentlichen. Klappt das bei einer Person mal nicht, muss sie den anderen einen Bierkasten spendieren oder sich auf eine andere Art und Weise selbst geißeln. Das klingt interessant, aber es ist doch eher was für den sozialen Typ Blogger. Da müsste ich mich am Ende vielleicht sogar mit jemandem unterhalten.

Vielleicht bin ich eher so der Typ Knetblogger. Wie Knete, die man an die Wand wirft und die sich nicht festlegen kann, ob sie jetzt kleben bleibt oder nicht, lege ich mich auch nicht fest, wann es neue Texte gibt. Ich weiß nur, dass es weitergeht, wenn sich meine Augen öffnen und meine Ohren spitzen. Drei reichen ja schon.